Italo Roller mit E-Motor – Eine nachhaltigen Entscheidung für mehr Spaß im Verkehr

Ein Italoroller stand seit den 1940er Jahren für Freiheit und Mobilität. Das einzige, was mich immer schon daran gestört hat, war der laut knatternde Motor. Seit einigen Jahren gibt es diese süßen Gefährte auch in Elektroausführung. Ich finde diese leisen und umweltfreundlichen Fahrzeuge sind die optimale Alternative für Pendler wie mich. 20 bis 40 km in eine Richtung auf der Landstraße sind damit kein Problem. Mit LED Beleuchtung ist man gut sichtbar und die Geschwindigkeit ist meist ausreichend um mit dem restlichen Verkehr mit zufließen. Also habe auch ich mich dazu entscheiden eines dieser 2-Räder mit südlichem Flair zu kaufen.

Den Anstoß dazu gab meine Frau. Sie ist nur innerstädtisch und meist mit dem Fahrrad unterwegs. Da aber ihr Arbeitsweg knapp 10 km beträgt, steigt sie von Ende Herbst bis Mitte Frühling auf die Straßenbahn um. Wer den öffentlichen Verkehr in Graz kennt, weiß, dass man aktuell für eine solche Distanz meist ein, zwei Mal umsteigen muss und eine dementsprechend länge Fahrtzeit hat. Von den regelmäßigen Verspätungen der Busse im Abendverkehr einmal abgesehen. Also dachte sie vor ein paar Jahren darüber nach sich einen Elektroroller zu kaufen. Corona zwang uns dann aber überwiegend in Home Office zu arbeiteten und das Thema Fortbewegung auf ein Minimum reduziert. Jetzt, da sich das Leben aber wieder normalisiert hat, haben wir gemeinsam über eine Alternative zum Auto, bzw. ein Zweitfahrzeug nachgedacht.

Anforderungen

Die Anforderung war, dass der Helm unter der Sitzbank Platz findet. Die Reichweite sollte zwischen 70 und 100 km liegt, damit ich auch ohne Aufladen hin und zurück komme. Zusätzlich sollte das Design ansprechend sein. Ob Leichtmotorrad oder Moped war im ersten Ansatz eigentlich egal. Je nach Fahrzeug gibt es verschiedene Vorteile. In Österreich gibt es zum Beispiel höhere Förderungen für Leichtmotorräder und auch die motorbezogene Versicherungssteuer ist niedriger. Andererseits sind die Anschaffungskosten und die Voraussetzungen für ein Moped viel geringer.

LeichtmotorradMoped
Versicherung und Steuer< 4 € / Monat7 € / Monat
e-Mobilitäts Förderung750 €500 €
Anschaffungskosten3.600 – 12.000 €2.600 – 7.000 €
FührerscheinA, AL, B + 123er ScheinMoped Führerschein oder B
AuswahlSunra, Vespaunu, niu, Vespa
Vergleich von Leichtmotorrad und Moped

Wir hatten uns ursprünglich bereits für den Italo Roller von unu entschieden. Der Roller stammt aus Berlin. Der Motor von Bosch klingt nach Qualität. Die Probefahrt in Wien war ganz lässig. Der Gashebel spricht gut an und die Sitzbank fühlt sich wie ein Sofa an. Leider erwies sich aber dann der Bestell- und Bezahlvorgang als ausgesprochen mühsam. Am Telefon war niemand erreichbar und über e-mail bekam ich erst nach Tagen von unterschiedlichsten Sachbearbeitern widersprüchliche Auskünfte. Auf die Kommunikation mit der unu Truppe zu einem möglichen Schadens- oder Gewährleistungsfall wollten wir daher verzichten.

Wir haben uns für die zweite Wahl am Markt entschieden, die unsere Anforderungen erfüllte: Den Elektroroller ROBO-S von Sunra, den wir bei einem online Direktvertrieb gekauft haben. Für € 3.699,- ist dieses als Leichtmotorrad eingestufte Gefährt absolut okay, vor allem mit der Aussicht auf € 700,- Förderung. Also haben wir kurzerhand dieses Motorrad bestellt. Leider ging auch das nicht ganz ohne Probleme. Zuerst kam das Gefährt erst mit einigen Wochen Verspätung bei uns an. Dann fehlte das Ladegerät. Als das Ladegerät zwei Wochen später bei uns eintraf, stellte sich heraus, dass einer der Akkus defekt war. Positiv aber war, dass der deutsche Importeur (Herr Anders) immer rasch reagierte und ich mich so gut aufgehoben fühlte.

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Anmeldung

Da es sich bei dem Motorrad um einen Import handelt muss man es noch Typisieren lassen. Das ist relative einfach, vier Wochen sollte man aber schon einplanen.

Landesstelle oder Bezirkshauptmannschaft (Typisierung)

Für die Typisierung selbst pilgert man zur Bezirkshauptmannschaft oder zur Landeszulassungsstelle. Bei der Landeszulassungsstelle der Steiermark in Graz benötigt man dazu:

  • keinen Termin (auch wenn auf der Homepage etwas anderes steht, das scheint eher für Oldtimer zu gelten)
  • € 120,-
  • Führerschein oder Ausweis
  • Meldenachweis
  • CoC (Certificate of Conformity) liegt dem Motorrad bei Lieferung bei
  • Rechnung

Am besten bringt man alle Unterlagen in Kopie mit, dann muss der Sachbearbeiter nichts kopieren und alles geht etwas schneller.

Finanzamt (NoVA)

Nach ein bis zwei Wochen bekommt man eine positive Nachricht von der Zulassungsstelle. Auch wenn Elektrofahrzeuge derzeit von der Normverbrauchsabgabe ausgenommen sind, kann sich das eines Tages ändern. Daher überprüft man auf folgender Homepage des Versicherungsverbandes Österreich ob für das Fahrzeug eine Finanzsperre besteht. Dazu benötigt man nur die Fahrzeugidentifikationsnummer. Wenn eine Sperre besteht, muss man sich beim Finanzamt erkundigen wieviel man für die Entsperrung bezahlen muss. Sonst kann man direkt zum Versicherer gehen.

Versichern

Nun kann man mit dem CoC, der Nachricht des Finanzamts und am Besten mit dem Ausdruck aus der Finanzsperrauskunft zum Versicherer. Innerhalb von wenigen Minuten hält man die Nummerntafeln in Händen und kann endlich los düsen.

Natürlich dauert das einholen eines Versicherungsangebotes schon etwas länger. Hier sollte man sich überlegen, ob man das Zweirad in den Wintermonaten fahren möchte oder nicht. Üblicherweise werden Angebote mit einer sogenannten Winterklausel ausgestellt. Dadurch werden den monatlichen Raten kleiner, fährt man das Fahrzeug aber in den Wintermonaten und hat einen Schaden, muss man einen Selbstbehalt zahlen.

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Förderung

In Österreich kann ein Elektromotorrad oder Elektromoped gefördert werden. Die Abwicklungsstelle ist die KPC.

https://www.umweltfoerderung.at/privatpersonen/e-mobilitaet-2023/fahrzeuge-ladeinfrastruktur

Wie so oft bei österreichischen Förderungen sind unnötig Menschen in den Förderstellen damit beschäftigt, die Antragsteller zur Einhaltung der vorher nicht klar dargelegte Förderregeln, zu bringen. Im Ergebnis gibt es dann € 500,- oder € 700,- Förderung. Nichts desto trotz, oder vielleicht genau deshalb, hier ein paar Hinweise zur aktuellen Fördersituation (diese kann sich aber natürlich jederzeit ändern):

Die Registrierung und die Antragsstellung kann direkt hintereinander erfolgen. Die Motorradrechnung darf zum Zeitpunkt der Antragsstellung nicht älter als 9 Monate sein.

  • Auf der Rechnung muss folgender Text stehen:

https://www.umweltfoerderung.at/fileadmin/user_upload/umweltfoerderung/uebergeordnete_dokumente/infotext_emobilitaetsbonusanteil_2023.pdf

Es muss nachgewiesen werden, dass mit Ökostrom „getankt“ wird, dazu kann entweder die Rechnung einer eigenen PV Anlage oder die Jahresrechnung eines entsprechenden Stromlieferanten beilegen (z.B. Verbund).

Und dann benötigt man noch das ausgefüllte Formular zur Förderungsabrechnung und den Zulassungsschein.

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Fahrspaß

Endlich können wir also auf unserem E-Roller sitzen und durch die Landschaft düsen.

Der E-Roller hält was er verspricht. Im Eco-Modus hat der Roller bei einer Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h eine Reichweite von etwas mehr als 100 km. Im Maxspeed-Modus erreicht man innerhalb weniger Sekunden 80 km/h, die Reichweite liegt dann aber bei 60 – 70 km. Ich habe mich noch nicht getraut es ganz auszunutzen. Bei Außentemperaturen unter 10 °C regelt das Motorrad auf 50 km/h ab um die Batterie zu schonen.

Die beiden größten Mankos des Rollers sind einerseits eine schlecht Federung und eine von unten heraus schlecht zu dosierende Geschwindigkeit. Man benötigt daher vor allem auch beim bergauf Anfahren richtig viel Gefühl.

Ich hätte mir nie gedacht, dass mir das so viel Spaß macht. Leise, gemütlich und ohne Benzingeruch nehme ich die Umgebung vollkommen neu wahr.

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